Erasmus+ Kurs in Nizza, Frankreich

Designing Inclusive Learning Environments for All Learners. Eine Woche in Nizza mit Erasmus+
Als es hieß, dass wir uns um eine Erasmus Plus-Akkreditierung bewerben, war dies zunächst aus dem Grunde für mich relevant, dass wir für unsere Lateinschüler/-innen die Möglichkeit bekämen, ähnlich wie für unsere Französich-Lernenden einen Austausch mit einem südeuropäischen Land (Stichwort römische Kultur) fest im Curriculum zu integrieren. Die Möglichkeit selber an Fortbildungen oder Job Shadowing im Ausland teilzunehmen war zwar bekannt, aber schien doch noch in weiter Ferne. Zudem hat ein Blick auf die Erasmus-Homepage den Angang nicht gerade leichter gemacht. Diese war an Unübersichtlichkeit kaum zu übertreffen und auch nach ihrer Überarbeitung gilt sie nach wie vor nicht als Top-Suchmaschine. Aber im Schuljahr 23/24 wurden die drei Plätze real und wenn mich eines reizt, ist es, zu reisen und andere Länder und Städte zu erkunden. Mehrere Freundinnen, die bereits an Erasmus-Fortbildungen teilgenommen hatten, bestärkten meinen Entschluss. Das Ganze dann auch noch fast vollfinanziert von der Europäischen Union – besser geht es doch gar nicht!
Jetzt hieß es nur noch eine passende Fortbildung zu finden: Zwei Themenbereiche waren für mich von besonderem Interesse, zum einen der Bereich Inklusion, zum anderen der Bereich Demokratiebildung mit Blick auf kulturelle Vielfalt. Ich entschied mich für ersteres, da meine aktuelle Klasse erneut neben vielen Schüler und Schülerinnen mit Migrationshintergrund auch zwei Kinder mit autistischer Spektrumsstörung enthielt, von denen aber nur eines aktuell am Sophie-Scholl-Gymnasium beschult wurde. Auch meine vorige Klasse mit einem körperlich behinderten Schüler und die Herausforderung durch die ukrainischen Flüchtlinge hat mich zu dieser Entscheidung bewogen. Jetzt kam die oben genannte Suchmaschine ins Spiel. Da der Ort der Fortbildung für mich keine besondere Rolle spielte, hatte ich die Auswahl zwischen mehreren hundert Kursen, die sich um das Thema Inklusion auf weiterführender Schulebene drehten. Für mich war es wichtig, praktische Herangehensweisen für den Umgang mit einem breiten Spektrum an Schülerinnen und Schüler zu gewinnen, was der obige Kurs versprach. Weil noch nicht klar war, ob der Kurs an meinem Wunschtermin zustande kommen würde, entschied ich mich in Nizza Anfang Mai teilzunehmen. Die Kommunikation mit dem Kursanbieter war sehr hilfreich dabei und so musste ich nur noch kurzerhand Flüge und eine Unterkunft buchen und los ging es in das Abenteuer „Erasmus“.
Am Montag Morgen trafen sich alle Teilnehmer in den Schulungsräumen zu einem kleinen Frühstück, bevor es in zwei Kleingruppen á zwölf Teilnehmern losging. Der erste Tag diente vor allem dem Kennenlernen und der Vorstellung der Teilnehmer und ihrer Schulen, Tätigkeitsbereiche und Heimatländer. Es war spannend mit so vielen Nationalitäten aus ganz Europa zusammen zu sein: aus Litauen, Rumänien, Polen, Portugal, Spanien, Kroatien und ich aus Deutschland. Dies ermöglichte über die Woche hinweg einen weit gefächerten Einblick in die unterschiedlichen Schulsysteme, Herangehensweisen und Probleme der Inklusion. Der Kurs lief immer vormittags und gab uns tatsächlich viele praktische Beispiele, wie man Schüler und Schülerinnen auf unterschiedlichsten Weisen und unter Nutzung verschiedenster Sinne ansprechen und für alle Arten von Inhalten oder Materialien gewinnen kann. Viele Aktivitäten probierten wir selbst aus, so dass wir immer direkte Anknüpfungspunkte an das Thema Inklusion und die verschiedensten Schülergruppen, die wir unterrichten, hatten. Was deutlich wurde, ist, dass überall in Europa die größten Hürden bei der Inklusion fehlende Zeit und Manpower sind. Und dass das Thema Autismus eine besondere Herausforderung darstellt. Leider war die Fortbildung darauf nicht spezifisch ausgelegt, aber auch der Austausch mit den Kollegen und Kolleginnen war hilfreich. Unglaublich gewinnbringend fand ich neben der Fortbildung genug Zeit zu haben, die Stadt und die Umgebung zu erkunden. So profitierte man nicht nur von den Kursinhalten sondern auch von den kulturellen Einblicken ins französische Nizza.
Insgesamt bin ich mit dem Gefühl, vieles schon richtig zu machen, und viel Bestärkung für meine Arbeit sowie jeder Menge neuer Ideen für den Alltag, die ich kontinuierlich in den Unterricht einbaue, nach Hause gefahren.