Projektjahr 2024/25
Es folgen die aktuellen Erfahrungsberichte mit den Eindrücken der Teilnehmenden an Erasmus+ Mobilitäten. Diese Mobilitäten sind die Maßnahmen, mit denen das Sophie-Scholl-Gymnasium versucht, die Ziele zu verwirklichen, welche sie sich im Erasmus+ Plan gesetzt hat.
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Job Shadowing in Jelenia Góra, Polen
Vom 03. März bis zum 07. März 2025 hatte ich im Rahmen des Erasmus Job-Shadowing Programms die Gelegenheit ein Liceum in Jelenia Góra zu besuchen und dort nicht nur im Unterricht zu hospitieren, sondern auch Konversationsstunden in den Fächern Deutsch und Englisch zu erteilen.
Das nach Stefan Żeromski benannte Allgemeinbildende 1. Liceum befindet sich in einem historischen Schulgebäude, welches im Jahr 1913 erbaut wurde und unter Denkmalschutz steht. Daher dürfen auch keine baulichen Veränderungen, sondern nur Instandsetzungsarbeiten vorgenommen werden, welche derzeit im Chemie Hörsaal stattfinden. Insgesamt erinnert das Ambiente an die Feuerzangenbowle.
Schwerpunkte des Hospitationsprogramms
- Unterrichtsmethoden, Digitalisierung und Nutzung von IT Tools
- Sicherheitserziehung und Prävention
- Unterrichtskonzepte und Bildungssystem in Polen sowie interkulturelles Verständnis
Das zum Abitur führende polnische Schulsystem gliedert sich in die achtjährige Grundschule und das anschließende vierjährige Allgemeinbildende Liceum, welches der Oberstufe oder SII entspricht. Somit wird regulär nach 12 Schuljahren in Polen das Abitur in einer zentralen Abschlussprüfung erworben.
Der Fächerkanon in Polen umfasst im Wesentlichen dieselben Fächer, wie an deutschen Schulen, auch Profile mit Schwerpunkten in je drei Fächern werden am Liceum gelehrt. Schwerpunktfächer umfassen meist fünf, ggf. eine sechste Stunde, die anderen Fächer je nach Fachbereich ein bis drei Stunden. In Polen wird zusätzlich jedoch das Fach „edukacja dla bezpieczenstwa“ unterrichtet. Dies bedeutet wörtlich „Erziehung zur Sicherheit“ und lässt sich sinngemäß mit Zivilschutz durch die Bevölkerung bezeichnen. Hier unterrichtet Herr Dzik das Fach. Er gibt den einstündigen Unterricht in den vier ersten Parallelklassen, also vergleichbar mit Klasse neun, jeweils dienstags von der ersten bis zur vierten Stunde.
Konkret bereitet „edukacja dla bezpieczeństwa“ die Schüler theoretisch und praktisch auf ein angemessenes Verhalten und die richtigen Reaktionen bei unterschiedlichen Krisensituationen vor. Lehrinhalte über staatliche Sicherheit, Organisation von Rettungsmaßnahmen, Erste-Hilfe sowie Verteidigungserziehung inklusive aktives Schießtraining werden vermittelt.Themenbereiche im Fach „Sicherheitserziehung“
- Staatliche Sicherheit
- Vorbereitung auf Rettungsmaßnahmen in außergewöhnlichen Gefährdungssituationen (Massenunfälle und Katastrophen)
- Grundlagen der Ersten Hilfe
- Verteidigungserziehung
Bedauerlicher Weise konnte ich in dieser Woche nicht im Unterricht von Herrn Dzik hospitieren, da er auf einer Fortbildung war. Stattdessen bekam ich jedoch die Gelegenheit, Lena Pisarek, Schülerin der 1D, am Freitag zu interviewen. Sie hat nicht nur an Wettbewerben im Rahmen des Faches „edukacja dla bezpieczeństwa“ teilgenommen, sondern bereits drei Male Erste-Hilfe geleistet. Lena berichtete mir von den Wettbewerben, die in der Region jährlich stattfinden und durch die Universität in Wrocław in unterschiedlichen Altersklassen ab der Grundschule – dort wird auch Erste-Hilfe unterrichtet – organisiert werden. Somit besteht der entscheidende Unterschied zum System in Deutschland darin, dass hier nicht nur ehrenamtliche Organisationen die Inhalte vermitteln, sondern durch das Bildungsministerium das Fach im Schulsystem fest implementiert ist. Dies halte ich für eine nachhaltige Strategie, denn so werden alle Schüler geschult, so dass die gesamte Bevölkerung gut informiert ist.
Interessant ist auch, dass der Bereich der Ersten-Hilfe auf dem B2-Niveau des Englischunterrichts erneut aufgegriffen wird. Fachlich sind somit die Schüler nicht nur in Polen, sondern auch international mithilfe der Lingua Franca Englisch in der Lage akkurat zu reagieren. Am Mittwoch, den 05. März hatte ich die Gelegenheit, zwei Stunden Konversation in den Klassenstufen zwei und drei bei Frau Pietrzak zu diesem Thema zu geben. Im Verlauf dieser Stunden zeigten die Schüler insgesamt profunde inhaltliche und fremdsprachliche Kenntnisse.
Für die erste Fremdsprache Englisch und die zweite Fremdsprache Deutsch wird mittels einer Eingangsprüfung festgestellt, auf welchem sprachlichen Niveau die Schüler unterrichtet werden. Somit werden in allen Jahrgängen unterschiedliche Niveaus angeboten, so dass es zum Beispiel von der zweiten bis vierten Klasse ein B2- Niveau gibt. Insgesamt werden die Leistungsniveaus A1 bis C1 im Fach Englisch sowie A1 bis B1 im Fach Deutsch unterrichtet. Diese Aufteilung nach Leistungsfähigkeit gefiel mir sehr gut, da die Lerngruppen dadurch insgesamt homogener werden. Im Fach Deutsch konnte ich etliche Konversationsstunden erteilen.
Das im I Liceum verwendete Lehrwerk Insight liegt sowohl in analoger als auch in digitaler Version vor. Die Englischräume sind mit Activeboards oder Bildschirmen ausgestattet. Bei Frau Mucowska konnte ich den Einsatz des digitalen Lehrwerks erleben. Sie zeigte in großem Format Bilder und Texte, blendete schrittweise die Ergebnisse von Lückenaufgaben ein und spielte „listening comprehension“ Aufgaben ab. Um die genauen Arbeitszeiten einzuhalten, welche das Lehrwerk jeweils für die Aufgaben vorgibt, verwendete sie eine Google-Stoppuhr, welche die Arbeitszeit mit einem Klingelton beendete. Beeindruckend war für mich, wie ihr der souveräne Umgang mit digitalen Medien den Unterricht erleichterte und eine bequeme und umfassende Sicherungsphase ermöglichte.
Die Organisation der Verwaltung erfolgt digital. Zu Beginn jeder Stunde werden durch Aufrufen der Schülernamen und Bejahung bei Anwesenheit die teilnehmenden und fehlenden Schüler im Programm digital erfasst. Durch dieses in sämtlichen Klassen angewendete System, ist die Anwesenheitskontrolle lückenlos. Falls sich ein Schüler im Unterricht etwas zuschulden kommen lässt, wie zum Beispiel wiederholtes Stören und Nutzen des Handys während des Unterrichts, erfolgt direkt während des Unterrichts die schriftliche Meldung an die Eltern. Somit erfolgt die Lehrer-Eltern-Kommunikation ohne Zeitverlust. Sowohl für die Dokumentation des Unterrichts, der Anwesenheiten als auch der Kommunikation wird dasselbe Programm verwendet.
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Job Shadowing in Paralimni, Zypern
Vom 03.03. bis 07.03.2025 durfte ich als Gast das Lyzeum Paralimni besuchen. Das Hospitationsprogramm für den Aufenthalt hatte ich gemeinsam mit Andrie Kontozi, der Erasmus+ Koordinatorin der Schule im Vorfeld vereinbart. Es orientierte sich an den Zielen des Erasmus+ Plans des Sophie-Scholl-Gymnasiums.
Der einwöchige Aufenthalt an der aufnehmenden Schule war ein sehr große Bereicherung für mich. Viele Beobachtungen, die ich an der zypriotischen Schule machen konnten, besitzen das Potential, einen kleinen Beitrag zu den Entwicklungsprozesse am Sophie-Scholl-Gymnasium zu leisten.
Gleichzeitig wurde im Erfahrungsaustausch mit den Lehrkräften vor Ort und während der Hospitationen im Unterricht auch deutlich, dass sich einige Beispiele guter Praxis aufgrund der Unterschiede im Bildungssystem nicht leicht auf unsere Schule übertragen lassen.So stellt das Bildungsministerium den zypriotischen Lehrkräften etwa zwar sehr umfangreiches Unterrichtsmaterial und sogar Stundenentwürfe online zur Verfügung. Damit verbunden ist allerdings die Erwartung, dass sie den Kern jedes Unterrichtsgeschehens darstellen. Die willkommene, hilfreiche Unterstützung schränkt somit andererseits die Entscheidungsfreiheit der Lehrkräfte ein.
Gleichzeitig fokussiert der Unterricht in allen drei Jahren des Lyceums, welche in etwa unseren Jahrgänge 10 bis12 entsprechen, in vielen Fächern allein auf die Abschlussprüfungen. Sie ermöglichen den Zugang zur Universität.In den Prüfungen wird der korrekten Rekapitulation von erlerntem Wissen der Vorrang eingeräumt. Die Fähigkeit, problemorientiert und methodengeleitet zu eigenen Bewertungen und Urteilen zu gelangen, wird hier weniger überprüft. Sobald also eine Lehrkraft die Schülerinnen und Schüler auffordern würde, sich kreativ-produktiv mit den Unterrichtsinhalten auseinanderzusetzen, dürfte sie sich mit kritischen Nachfragen seitens der SchülerInnen und Elternschaft konfrontiert sehen, inwiefern dieses Vorhaben von Relevanz für die anstehende Prüfung sei.
Diese wenigen Beispiele veranschaulichen, wie spannend und lehrreich der viel zu kurze internationale Austausch mit den Lehrkräften vor Ort war. Auf den folgenden Seiten habe ich versucht, wesentlichen Beobachtungen zu den Kernpunkten der Hospitation stichpunktartig aufzulisten.Unterrichtsmethoden und Erziehungsstile
- Regelmäßiger Einsatz von Beamer und Computern im Klassenraum
- Handyhotels in jedem Klassenzimmer für die Dauer der Unterrichtsstunde
- Alle Schüler verlassen die Klassen in den Pausen.
- scheinbar „laxer“ Umgang mit Verspätungen (sogar bei zehnminütiger Verspätungen) allerdings Formulare für das Verlassen des Schulgeländes während des Schultages
- klare Strukturierung von Unterrichtsstunden und durchgehende Visualisierung von Unterrichtsergebnissen am Whiteboard
- Grundsätze der Vergleichbarkeit und Transparenz (verbindliche Lehrpläne mit vorgegebenem Unterrichtsmaterial und Lernzielen, einheitliche (zentrale) Klassenarbeiten (als Vergleichsarbeiten), regelmäßige, verbindliche Kooperation innerhalb der Fachschaft (Lehrkräfte gehören nur einer Fachschaft an)
- Verbindliche Anzahl von Beratungsstunden für Elterngespräche (2WSt) und Fachschaftsarbeit (1WSt)
- Herausforderung: alle SchülerInnen steigen unabhängig von Leistungen auf, z.T. geringe Lern- und Leistungsbereitschaft
- externe Förderung bei Lernhandycaps, Nachteilsausgleich z.T. durch Extra-Stunden oder Förderunterricht innerhalb der Schule
- Schulberaterin als qualifizierte Lehrkraft mit breitem Aufgabenfeld (Sozialarbeit, Berufsberatung, Verbindungslehrkraft)
- Wechsel von Tagen mit 40- und 45minütigen Stunden, um verpflichtenden Französischunterricht zu integrieren
Chancen und Neuerungen in Reaktion auf Herausforderungen des 21. Jahrhunderts
- Sprachunterricht in Neugriechisch (GaZ) in kleinen, multikulturellen Klassen mit großer Heterogenität (16 WSt, Alphabetisierung bis A2)
- Zypern als Transitland für Migranten(-kinder) > Einfluss auf Bereitschaft, Griechisch zu lernen
- Inklusion als beständige Herausforderung
- Integration von digitalen Tools, Medienkompetenz (Unterricht zur Bedienung von Word, Excel, Powerpoint, Audacity, Openoffice) und Arbeit mit Microsoft Teams
- Qualifikation von Lehrkräften (Erasmus+ Initiative mit Teilnahme von 15 Lehrkräften an Kursen, Attraktivität von beruflicher Weiterbildung: Reduktion von Deputaten – bis zu 8 Stunden bei Übernahme von Leitungsfunktionen, Stellenzuweisung auf der Grundlage eines Rankings)
- bedeutsame Reduktion von Deputaten mit steigender Dienstzeit (8, 15, 22 Jahre)
- Schule als Netzwerkschule und Multiplikator hinsichtlich des Einsatzes von digitalen Tools und Erasmus+ Aktivitäten
Demokratieerziehung
- Im Geschichtsunterricht (Demokratie als Bezugsnorm von historischen Narrativen, z.B. die Fremdherrschaft durch Venedig oder Großbritannien als Verstoß gegen Demokratie)
- Erinnerungskultur (Gleichsetzung vom Kampf gegen die britische (Kolonial-)Herrschaft als Kampf für nationale Unabhängigkeit und Demokratie, Märtyrer- bzw. Heldenverehrung)
- EUP – Jugend debattiert (freiwillige Teilnahme an Debattier-Wettbewerb auf Englisch mit Blick auf das Europäische Jugendparlament)
- zahlreiche Erasmus+ Projekte mit eTwinning-Anteilen, z.B. „Stand up“ zur Förderung der Fähigkeit von demokratischer Teilhabe mit verschiedenen Schwerpunkten (Reden, Agieren, Wissen, Mut etc.)
Digitale Kompetenz
- Informatikunterricht als Ort, um Selbständigkeit und Autonomie in der Bedienung digitaler Medien zu fördern (vgl. Methodenunterricht, Methodenmappe)
- Beispiele digitaler Tools: Erprobung im gemeinsamen Unterricht (Co-Teaching: Mentimeter, AI-Image generator, Padlet), Vorstellung des eTwinning-Tools
- Lehrer-Schüler-Kommunikations durch Vibr, Microsoft Teams
- Einsatz eines Jeopardy-Tools (Genially) zur Wiederholung von Lerninhalten (Gruppen, Wiederholung, intrinsische Motivation)
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Individueller Schüleraustausch mit Bergamo, Italien
Unsere Gastschülerinnen Noa und Giorgia vom Liceo Linguistico Di Stato „Giovanni Falcone“ waren zuerst 4 Wochen bei uns in Itzehoe und haben hier eine aufregende Zeit verbracht. Am 06.02. trafen wir uns für unsere Reise nach Bergamo am Abend am Flughafen. Dann verging die Zeit auch schon ganz schnell und wir haben uns von unseren Eltern verabschiedet, sind eingecheckt und saßen im Flugzeug. Alles verlief ohne Probleme. Wir sind dann 1,5 Stunden von Hamburg nach Mailand geflogen und am Flughafen haben unsere Gastfamilien uns herzlich empfangen. Sie haben mir zuhause dann noch gezeigt, wo alles zu finden ist und wir haben uns direkt gut verstanden und ich habe mich von Anfang an sehr wohl gefühlt.
Bergamo ist eine Stadt in Norditalien, etwa 50 Kilometer von Mailand entfernt. Sie besteht aus zwei Teilen: der modernen Unterstadt (Città Bassa) und der historischen Oberstadt (Città Alta). In der Unterstadt findet man viele kleine Cafés und Geschäfte. Die Oberstadt liegt auf einem Hügel und ist von einer alten Stadtmauer umgeben. Dort gibt es enge Gassen, schöne Plätze und viele alte und vorallem beeindruckende Gebäude. Besonders beeindruckt haben mich auch die vielen Kirchen in der Città Alta, darunter die Basilica di Santa Maria Maggiore mit ihren Verzierungen. Außerdem ist Bergamo bekannt für seine Geschichte, für seine wunderschöne Lage am Rand der Alpen und ihre vielen Spezialitäten.
Am Freitag haben uns alle Lehrer sehr freundlich begrüßt und haben uns gleich mit in den Unterricht integriert, jedoch ist der Schulalltag anders aufgebaut, als in Deutschland. Die Lernenden haben von Montag bis Donnerstag von 7.58 bis 12:58 Uhr und am Freitag und Samstag von 7:58 bis 11:58 Uhr Unterricht. Das wir samstags Schule hatten, trifft aber nicht auf alle Schulen zu, das kann jede Schule für sich selbst entscheiden. Es gibt zwischen der 2. und 3. Stunde eine 10-Minuten-Pause und zwischen der 4. und 5. eine 10-Minuten-Pause. Die meisten Lehrkräfte und Schüler:innen haben ein sehr gutes Verhältnis zueinander, was dazu führt, dass sie hier sehr viel lachen und Spaß am Unterricht haben. Mir hat es auch sehr gefallen hier, weil dadurch der Unterricht entspannter gestaltet wurde und alle Schüler:innen hier gerne hingehen und sich wohlfühlen. Man muss aber auch noch hinzufügen, dass alle Schüler:innen ein sehr gutes Verhältnis zueinander haben, was für mich auch ein Vorteil war, hier Kontakte zu knüpfen. Der Unterricht wird fast nur mündlich gestaltet, aber sie arbeiten manchmal auch in Gruppen zusammen. Svea und ich haben ein- bis zweimal in der Woche für zwei Stunden mit ungefähr 10 anderen Austauschülern aus Deutschland einen Italienischkurs belegt, mit einer Lehrerin, die auch Deutsch unterrichtet. Das hat mir persönlich auch gut gefallen, da man sich mit den anderen austauschen konnte.
Da das Liceo Statale „Giovanni Falcone“ ein sprachliches Liceum ist, werden hier viele Sprachen unterrichtet, wie Spanisch, Chinesisch, Englisch, Französisch und Deutsch. Die Schule ist in 3 Teilen aufgeteilt, 1 Hauptgebäude und 2 Nebengebäude. Das Hauptgebäude ist neu renoviert und daher auch moderner und mit einer guten Mensa ausgestattet, die auch günstiger und qualitativeres essen und trinken anbietet als am SSG. Da wir aber in einem nahe gelegenen Nebengebäude untergekommen sind, war dies von innen und außen sehr alt und nicht modern. In dem Nebengebäude gab es dafür aber Snackautomaten/ Trinkautomaten, die auch preislich okay waren und auch gute Snacks angeboten haben.
Zum Frühstück essen die Italiener gewöhnlich Kekse mit Tee, welche sie dann in den Tee tunken. Morgens habe ich jeden Tag auch italienischen Kaffee getrunken, der auch sehr lecker schmeckt hat. Hier essen sie zum Mittag und zum Abend beide Male warm. Da mein Gastvater eine Operation am Arm hatte und daher nicht arbeiten durfte, war er immer zuhause und hat uns immer frisches und total leckeres Essen gekocht. Ich würde aus meinen Erfahrungen sagen, dass meine Gastfamilie schon darauf achtete, sich ausgewogen und eher gesünder zu ernähren, was mir sehr gefallen hat. Da mein Gastvater ursprünglich aus Spanien kommt, hat er viele spanische Spezialitäten gekocht, aber zwischen durch hat er auch italienische Gerichte zubereitet. Diese waren alle total verschieden und ich habe viele neue Gerichte kennen lernen dürfen, die mir alle total gefallen haben. Sie hatten auch immer frisches Obst und Gemüse zuhause, aber auch Kekse oder Chips, die ich mir immer nehmen durfte, wenn ich Appetit darauf hatte. Zur Schule habe ich mir meistens einen Apfel, einen Proteinriegel und Cracker mitgenommen.
Mit meiner Gastfamilie habe ich sehr viel Zeit verbracht, was ich auch sehr genossen habe. Wir haben auch viel gemeinsam unternommen. So waren wir beispielsweise in Mailand (Milano), wo sie mir den Dom gezeigt haben, aber auch viele verschiedene Kirchen, Burgen, Cafés, Jahrmärkte und andere touristische Plätze. Generell habe ich auch noch Bergamo, Brescia, Verona und Lazise besucht. In allen Städten hat man gesehen, dass sie oft noch alt und unrenoviert sind, aber trotzdem waren alle Städte total schön. Mir ist auch aufgefallen, wie eng, schmal und bunt die Gassen gestaltet sind.
Wenn ich nicht grade mit meiner Gastfamilie andere Städte besucht habe, sind Noa und ich auch oft zusammen ins Gym gegangen. Außerdem habe ich mich auch alleine, ohne Noa mit meinen Mitschülern getroffen. Mit Melissa, Emma, Pamela und Matheo habe ich mich auch außerhalb der Schule getroffen und wir waren zusammen Sushi essen, in einem Shoppingcenter oder auch nur in Bergamo spazieren. So habe ich neue Freunde kennen gelernt und die Stadt näher kennengelernt.
Am 05. März 2025 sind wir abends zum Flughafen gefahren und zurück in die Heimat geflogen.
Abschließend können wir sagen, dass wir eine unglaublich schöne Zeit hier hatte, die wir unseren Gastfamilien und ebenso unseren Mitschülern zu verdanken habe. Wir sind für alle Erlebnisse und Erfahrungen, die wir hier machen durften, total dankbar. Der Austausch ist sehr zu empfehlen, wenn man offen dafür ist, eine fremde Kultur und neue Menschen in Europa kennen zulernen. Ich persönlich möchte auf jeden Fall mit meiner Gastfamilie und mit meinen Freunden, die ich hier kennen gelernt habe, den Kontakt aufrecht erhalten und freue mich schon auf ein Wiedersehen.
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Job Shadowing in Salamanca, Spanien
ERASMUS: Erinnerungskultur in Salamanca
Im Rahmen des Erasmus-Programms hatte ich die Möglichkeit, eine Woche lang an einer spanischen Schule in Salamanca zu hospitieren. Mein thematischer Schwerpunkt lag dabei in der spanischen Erinnerungskultur.
Das Collegio Venancio-Blanco ist am ehesten mit einer deutschen Berufsschule zu vergleichen. Die Schule ist mit 1200 Schülerinnen und Schülern und über 100 Lehrkräften deutlich größer als das SSG und liegt in einem eher sozial schwachen Vorort Salamancas, die Schülerinnen und Schüler kommen aber aus dem gesamten Stadtgebiet.
Salamanca selbst ist eine altehrwürdige Universitätsstadt mit vielen Sehenswürdigkeiten, die Altstadt ist zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt worden. Dominiert wird die Stadtsilhouette von einem prächtigen Kathedralbau aus der Gotik. Die Universität ist eine der ältesten Europas.
Vormittags habe ich bei unterschiedlichen Lehrkräften im Unterricht hospitiert, vornehmlich in Kunstgeschichte, Literatur und vor allem in Geschichte. In einigen Stunden war die Unterrichtssprache Englisch, in den meisten aber Spanisch – so war es ein großer Vorteil, dass ich wenigstens ein bisschen Spanisch kann und so immerhin erahnen konnte, worum es ging. Nachmittags gab es verschiedene Termine: einen von einem Universitätsprofessor geführten Rundgang durch Salamanca mit dem Schwerpunkt der Franco-Diktatur, einen Besuch in einem städtischen Archiv und eine Exkursion zu der ehemaligen Grabstätte Francos.
Wie ist es nun um die kritische Auseinandersetzung mit der Franco-Dikatatur in Spanien bestellt? Die Antwort fällt aus deutscher Perspektive doch recht ernüchternd aus.
Fangen wir mit dem Unterricht an. In der Oberstufe im Geschichtsunterricht wird die Franco-Diktatur nach Auskunft der Kolleginnen drei bis fünf Wochen lang behandelt, variierend je nach Lehrkraft. In dem aktuellen Oberstufenbuch für Geschichte umfasst die Franco-Zeit – die immerhin fast vier Jahrzehnte anhielt – lediglich 16 Seiten. Wenn Lehrkräfte die Franco-Diktatur in einem positiven Licht erscheinen lassen – was durchaus vorkommt – , drohen Ihnen keinerlei Sanktionen.
Ein ähnliches Bild zeigt sich bei dem Umgang mit den baulichen Hinterlassenschaften der Franco-Diktatur in Salamanca. Die Stadt war während des Spanischen Bürgerkriegs zeitweilig Sitz von General Franco; von hier aus befehligte er seine Truppen. An dem Haus, in dem Franco residierte, hängt bis heute eine steinerne Tafel, auf der steht: „Aqui vivio y dirigio nuestra cruzada nacional el caudillo Franco.“ Die Tafel wurde bis heute weder entfernt noch kritisch kommentiert.
Ein weiteres Beispiel: Der zentrale Platz Salamancas ist wie in so vielen spanischen Städten eine überaus prächtig Plaza Mayor. An den Gebäuden ringsum gibt es einen durchgängigen Fries, in dem in Medaillons die Heldengestalten der spanischen Geschichte abgebildet sind. Bis vor kurzem dabei: Franco. Erst 2019 wurde sein Konterfei entfernt, der Platz ist jetzt leer. Eine Kommentierung gibt es auch hier nicht; dem Fremden erschließt sich der leere Platz nicht. Insgesamt wurden in Salamanca nur wenige Hinterlassenschaften der Franco-Diktatur entfernt (obwohl ein Gesetz dies eigentlich verlangt!), selten werden sie kommentiert, meistens hängen sie noch wie selbstverständlich da.
In Salamanca gibt es wie in vielen anderen spanischen Städten ein Archiv, in denen Akten aus der Franco-Diktatur aufbewahrt werden. Opfer können sich hier über ihre Leidensgeschichte oder die ihrer Verwandten informieren. Aber auch bei diesem Thema ein zwiespältiges Bild: während die Opfer eine Entschädigung bekommen können, haben die Täter eine generelle Amnestie erhalten. Es ist also nicht mehr möglich, ihrer gerichtlich habhaft zu werden.
Ein letztes, besonders krasses Beispiel ist das Valle de los Caidos. Dieser überaus gruselige Ort befindet sich in den im Winter verschneiten Bergen, ungefähr auf halber Höhe zwischen Madrid und Salamanca. Errichtet wurde dieser „Helden-Gedenkort“ für die Gefallenen des spanischen Bürgerkriegs schon während der Franco-Diktatur. Zwangsarbeiter wühlten eine gigantische unterirdische Höhlenkirche in einen Berg, zugänglich von zwei Seiten, gerahmt von typisch faschistischer Monumental-Architektur mit christlichen Elementen wie einem riesigen Kreuz. Nach seinem Tod wurde Franco hier ebenfalls bestattet, in den Jahrzehnten danach war es eine Pilgerstätte für Franco-Fans. Erst 2019 wurde dem Spuk ein Ende bereitet und Franco auf einen Madrider Friedhof umgebettet. Doch was nun? Die Opfer der Diktatur hätten gern einen Gedenkort gehabt, dafür gab es jedoch keine Mehrheiten. Und weil man sich letztlich nicht einigen konnte, hat man das Valle de los Caidos offiziell zum „unpolitischen Ort“ erklärt, politische Kundgebungen welcher Richtung auch immer sind nun nicht mehr statthaft. Aber was machen jetzt die heimatlosen Franco-Fans? Sie feiern einfach einen Gottesdienst! Denn in der unterirdischen Kirche werden nach wie vor regelmäßig Gottesdienste abgehalten. Ich fragte meine spanischen Kollegen: in jedem spanischen Dorf gibt es eine Kirche, warum fährt man also ausgerechnet weit draußen an diesen kalten, seltsamen Ort und betet in einer gruseligen Höhlenkirche? Nun, die Antwort war eindeutig: es sind als Gottesdienste getarnte Huldigungen Francos. Hinterher kann man dann nebenan in einem edlen Restaurant gepflegt speisen und über die gute alte Zeit sinnieren. Einen Shop mit Devotionalien gibt es natürlich auch noch. Irgendeinen Hinweis auf die Geschichte des Ortes geschweige denn ein Museum sucht der Besucher hingegen vergeblich.
Bedenken muss man bei alledem, dass die Franco-Diktatur nicht wie die NS-Zeit in Deutschland schon acht Jahrzehnte, sondern erst fünfzig Jahre her ist. Es gibt also noch viele unmittelbar Involvierte. Vielleicht ist die Situation wie im Deutschland der 50er oder 60er Jahre: weil es keinen gesellschaftlichen Konsens gibt, schweigt man lieber und versucht das Thema zu vermeiden. Und unumstritten ist die deutsche Erinnerungskultur in Deutschland ja auch nicht mehr: für die AfD ist die NS-Zeit lediglich ein „Fliegenschiss“ (A. Gauland) und das Holocaust-Mahnmal ein „Denkmal der Schande“ (B. Höcke).
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Besuch aus Salamanca
Spanische Lehrkräfte besuchen das Sophie-Scholl-Gymnasium.
In der Woche vom 10. bis 14. Februar 2025 absolvierten die beiden Lehrkräfte Natalia und Carlos von der Schule IES Venancio Blanco aus dem spanischen Salamanca ein Erasmus+ Job Shadowing am Sophie-Scholl-Gymnasium. Wie selbstverständlich öffneten wieder sehr viele Lehrkräfte unserer Schule die Türen zu ihrem Unterricht und ermöglichten es unseren Gästen so, Unterricht in Deutschland hautnah zu erleben. Um auch dem Austausch von Ideen und Beispielen guter Praxis möglichst viel Raum zu geben, fanden drei einstündige Erasmus+ Treffen statt, zu dem alle Kolleginnen und Kollegen eingeladen waren.
Der Ideen- und Erfahrungsaustausch der deutschen und spanischen Lehrkräfte konnte dabei jeweils kaum durch das Stundenklingeln unterbrochen werden, sodass alle Beteiligten einhellig der Meinung waren, dass die Gäste eigentlich noch länger hätten bleiben müssen.
Die Beobachtungsschwerpunkte des Aufenthalts der spanischen Lehrkräfte ergaben sich aus dem Erasmus+ Plan ihrer Schule. Im Mittelpunkt standen dabei u.a.
- der Austausch von Ideen und Aktivitäten zu den Themen Nachhaltigkeit, Demokratieerziehung und Erinnerungskultur
- Strategien und Initiativen, um Schülerinnen und Schüler in schwierigen Situationen zu unterstützen und außerschulische Partner, welche unsere Schule dabei unterstützen
- Lehr- und Lernmethoden sowie Sozialformen im Unterricht
- Einsatz von digitalen Tools sowie die Förderung eines selbstgesteuerten, lebenslangen Lernens
Diese Aspekten standen im Mittelpunkt des Job Shadowings. Gleichzeitig waren die längeren und kürzeren Gespräche angefüllt mit spannenden Ideen, von denen beide Schulen bei ihrem Versuch sich weiterzuentwickeln profitieren können. So zeigten sich die spanischen Lehrkräfte sehr angetan von der Art, in der wir den Übergang der Schülerinnen und Schüler von den Grundschulen an unsere Schule durch Planungen und Aktivitäten gestalten.
Mitte März folgt dann der Gegenbesuch von Herrn Jansen. Er hat während seines einwöchigen Erasmus+ Job Shadowings bei unseren neuen Freunden die Möglichkeit, die Schule, den Unterricht, die Lehrkräfte sowie das schulische Umfeld, die spanische Stadt Salamanca, näher kennenzulernen und natürlich den spannenden Austausch von Ideen und Aktivitäten fortzusetzen, welchen wir in Itzehoe im Verlauf des viel zu kurzen Besuchs aus Spanien beginnen konnten.
Der besondere Dank gilt allen beteiligten Lehrkräften, Herrn Petersen vom SEB sowie der Schulleitung für ihre Unterstützung. Ohne sie wäre die Durchführung eines solchen Hospitationsprogramms nicht möglich gewesen.
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