Am Itzehoer Sophie-Scholl-Gymnasium gibt es jetzt Glück als Schulfach
Na, heute schon Glück gehabt?“ Diese Frage wird künftig wohl häufiger auf dem Schulhof des Sophie-Scholl-Gymnasiums (SSG) zu hören sein. Denn der Unterrichtsplan des Gymnasiums ist um das Schulfach Glück erweitert worden. Dafür drückte Deutsch- und Geschichtslehrerin Katja Profé selbst noch einmal die Schulbank und ließ sich für das besondere Schulfach ausbilden. Entwickelt wurde es vom ehemaligen Schuldirektor Ernst Fritz-Schubert in Heidelberg, nachdem er feststellen musste, dass immer mehr Schüler unter Druck und Stress stehen und Angst vor dem Versagen haben. Sie sei froh, dass er das Konzept in seinem pädagogischen Institut an andere Lehrer weitergebe, sagt Profé. Das Ziel seien lebensbezogene Lerneinheiten wie Zufriedenheit und Lebenskompetenz. „Dazu gehören die Sinnfindung und Geborgenheit ebenso wie soziale Beziehungen, selbstbestimmtes Handeln, Selbstakzeptanz, Umweltbewältigung und natürlich die persönliche Weiterentwicklung.“ Sie probierte es am SSG zunächst als Pflichtfach mit Achtklässlern. „Für mich ein wertvoller Versuch“, sagt die Lehrerin. „Er zeigte mir, dass viele Schüler der achten. Klasse mit allen möglichen Dingen beschäftigt sind und sich gar nicht auf diese Art des Unterrichts einlassen.“ Die neue Zielgruppe sind Zehntklässler, mit weiteren Kollegen hat Profé den anstehenden Wahlpflichtkurs nun vorgestellt. Auf freiwilliger Basis soll das Unterrichtsfach künftig von den Schülern gewählt werden können. Die Pädagogin rät: „All diejenigen, die dieses Fach schon jetzt belächeln, sollten lieber die Finger davon lassen und etwas anderes wählen.“
Das sei auch wichtig aus Rücksicht auf die wirklich daran Interessierten. Denn diese sollen sich während der dreistündigen Unterrichtseinheit diese Fragen stellen: Wer bin ich? Was brauche ich? Was kann ich? Was will ich? Die Schüler sollten lernen, ihre Träume und Bedürfnisse wahrzunehmen, daraus Ziele formulieren und Wege finden, um sie zu verwirklichen, sagt Profé. Doch die Jugendlichen würden auch mit Scheitern konfrontiert. Denn es sei wichtig, früh zu lernen, auch mit Niederlagen umzugehen und sie als Chance zu begreifen, um umzudenken und künftige Herausforderungen besser bewältigen zu können.
Genau das taten Cynthia (13), Alexandra (14) und Sandra (15). Sie gehörten zu den Achtklässlern, die Freude am Glücksunterricht hatten. Fazit: „Das war toll.“ Während Cynthia die Möglichkeit nutzte, um über sich und die Zukunft nachzudenken, lernte Alexandra, eigene Stärken auszuleben. Dass Glück nicht nur Reichtum bedeute, betonte Sandra. Für sie sei die Wertschätzung anderen Menschen gegenüber ein großes Glück – „und eine gute Note in Mathe zu schreiben“. Die drei Schülerinnen haben außerdem festgestellt, dass Glück oft auch von anderen Menschen abhänge.
Im Unterricht beschäftigten sie sich unter anderem in zahlreichen, oft spielerischen Übungen mit allem, was sie gut können. „Da in der Schule eher Defizite, Mängel und Probleme hervorgehoben werden, legen wir im Glücksunterricht den Fokus auf das Positive, die eigenen Ressourcen und Fähigkeiten – und das umfasst nicht nur schulische Fähigkeiten“, sagt Profé. Das Unterrichtsfach solle künftig Theorie und Praxis vereinen, psychologisches Wissen vermitteln, um dann anhand von praktischen Übungen zu trainieren. Na dann: Viel Glück!