Lernen durch Engagement

Vor knapp einem Jahr feierte der Wahlpflichtkurs „Lernen durch Engagement“ (LDE) am Sophie-Scholl-Gymnasium (SSG) in Itzehoe seine Premiere. Er soll Schülern in einem Theorie- und Praxisteil die Arbeitswelt näher bringen. Das aus den USA importierte Unterrichtsfach begeisterte die Schüler des 9. Jahrgangs so sehr, dass sich auch in diesem Schuljahr wieder Jungen und Mädchen des Wahlpflichtkurses sowohl im sozialen als auch im kulturellen Bereich oder im Umweltschutz engagierten.
Drei von ihnen sammeln noch bis zu den Osterferien spannende Einblicke in die Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde Itzehoe. „Einmal wöchentlich verbringen wir eineinhalb Stunden in der Kirchengemeinde“, berichtet Lara Brusch. Anders als eigentlich geplant, erfüllen die Mädchen ihr Ehrenamt außerhalb der Schulzeit. „Es passte nun mal nicht anders“, sagt die 15 Jahre alte Oldendorferin. Schlimm aber findet das keines der Mädchen. Im Gegenteil. Die SSG-Schülerin sagt weiter: „Besonders viel Freude hat uns die Mitgestaltung des Gottesdienstes bereitet.“
Es sei zudem sehr spannend gewesen, einmal hinter die Kulissen schauen zu dürfen. Und dass Pastorin Anne Wöckener-Gerber den Dreien so viel Vertrauen schenkt, erfüllt die Mädchen mit Dankbarkeit und Stolz: Schließlich sei es nicht selbstverständlich, dass ausgerechnet sie auch Fürbitten sprechen und eine Lesung halten durften. Zu der Zeit hatten die Schülerinnen bereits die Bitten der älteren Menschen, die sie bei den von ihnen mitgestalteten Seniorennachmittagen kennengelernt hatten, verinnerlicht. Felina Falkenbach sagt lachend: „Wir wurden immer wieder gebeten, laut und deutlich und insbesondere langsam zu sprechen.“ Außerdem waren sie für die Verteilung des Gemeindebriefs, für den sie sogar einen Artikel schrieben, verantwortlich. Noch dazu säuberten sie den Garten oder halfen am Samstag beim Kuchenverkauf auf dem Osterbasar.
Die drei Schülerinnen, zu denen auch Nila Haack gehört, sagen, dass sie sich in der Kirchengemeinde „gut aufgehoben“ fühlen – anders, als in einem Itzehoer Altenheim, wo sie sich eigentlich engagieren wollten, erzählt Lara Brusch. Dort hätten sie „eine ganz seltsame Atmosphäre“ wahrgenommen, „die nicht zu uns passte“.
Und was sagt die Pastorin zum Engagement des Trios? „Erst einmal habe ich mich sehr über deren Anfrage gefreut“, sagt Anne Wöckener-Gerber – und lobt die Mädchen sehr. Sie hebt hervor: „Alle drei waren immer super flexibel – keine von ihnen war sich zu schade, auch durch die Hecken zu stiefeln und Müll einzusammeln.“
Wenn es die Zeit zulässt, könnten Lara Brusch und Nila Haack sich vorstellen, sich weiterhin in der Kirchengemeinde zu engagieren. Von der Wertschätzung und Bestärkung, die sie hier erfahren, würden sie auch im Schulalltag profitieren, wo nach den Osterferien dann das von allen Schülern gefertigte Lerntagebuch und die Bildercollage mit den Mitschülern und ihrer Lehrerin Katrin Fallet besprochen werden. Auf die Frage, ob sie sich auch eine berufliche Zukunft als Pastorin vorstellen könnte, antwortet Lara Brusch: „Ich bin zwar gläubig, aber beruflich wäre das dann doch eher nichts für mich.“

Norddeutsche Rundschau am 25.03.2024, Kristina Mehlert