Wehmütig, aber auch froh haben Karsten Hansen, Michael Legband und Rainer Lutz ihr Engagement in der Arbeitsgemeinschaft Mahnen nach jahrzehntelanger Gedenkarbeit aufgegeben. Zur Staffelübergabe trafen sich die drei Akteure am ersten Mahnmal für die NS-Opfer in Nordeuropa an den Malzmüllerwiesen. „Wir freuen uns, dass das Sophie-Scholl-Gymnasium (SSG) die Gedenkarbeit weiterführt und das Mahnmal bereits zum außerschulischen Lernort erklärt wurde“, sagte Legband.
Ihm und seinen Mitstreitern sei es immer wichtig gewesen, aus eigenem Antrieb aufzuhören und die „Staffel des Gedenkens“ an Jüngere zu übergeben. „Mit einem Festakt wurde vergangenes Jahr die Einweihung vor 75 Jahren feierlich gewürdigt. Das war für uns der Anlass, eine Nachfolge in Sachen Gedenkarbeit sicherzustellen,“ sind sich Hansen, Legband und Lutz, die in unterschiedlicher Weise seit Jahrzehnten mit dem Bauwerk verbunden sind, einig.
Da sich das SSG in den zurückliegenden Jahren bereits aktiv in die Gedenkarbeit eingebracht hat, suchten die Akteure das Gespräch mit Schulleiterin Magdalena Diodati. „Der Name unserer Schule verpflichtet uns geradezu zur Gedenkarbeit“, war damals die spontane Antwort von Diodati. Stolz sei sie, ein solches Denkmal in Itzehoe zu haben. „Wir wollen es in Ehren halten und aufmerksam machen“, bekräftigte Diodati das künftige Engagement ihrer Schule.
Verantwortliche Kollegen verschiedener Fachschaften würden sich zusammen mit den Schülern in die Gedenkarbeit einbringen. Denn: „Wir sind eine Schule ohne Rassismus, eine Schule mit Courage.“ Dass es zu dieser institutionellen Lösung gekommen ist, bezeichnete Legband als „großartig. Dann hängt die Gedenkarbeit nicht mehr an wenigen.“ Die jetzige Lösung sei eine, die ganz sicher im Sinne von Mahnmal-Initiator Gyula Trebitsch wäre. Der sei immer auf die Jugend zugegangen und habe stets auf die jüngere Generation gesetzt, wenn es ums Erinnern gehe und darum gegen den rechten Rand in der Gesellschaft Stellung zu beziehen. „Bei Bedarf stehen wir jederzeit inhaltlich zur Verfügung“, versicherten die scheidenden Akteure. Die Gedenkarbeit verlange jedoch nach „jugendlichen Akzenten“ und da hielte man sich ab sofort raus.
„Seit Jahrzehnten haben sich die drei für das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus in Itzehoe eingesetzt und das Mahnmal wieder in das Zentrum der öffentlichen Wahrnehmung in der Stadt gerückt“, lobte Pastorin Wiebke Bähnk von der Innenstadtgemeinde und dankte den drei Gedenk-Aktivisten.
Die von ihnen organisierten Veranstaltungen am Mahnmal haben eine breite Resonanz hervorgerufen. „In der Innenstadtgemeinde sind wir dankbar über die gute und fruchtbare Zusammenarbeit, in der wir das Gedenken auch von unserer Seite aus unterstützen konnten“, betonte die Pastorin weiter. Sie unterstrich, dass man sich auch in den kommenden Jahren weiterhin auf eine gute Zusammenarbeit mit dem SSG und gegenseitige Unterstützung bei dieser Aufgabe freue.
Kristina Mehlert, Norddeutsche Rundschau, 06.05.2022