Erinnerungskultur als Schulfach

Schüler des Itzehoer Sophie-Scholl-Gymnasiums organisieren Gedenkveranstaltung für NS-Opfer

Wivine Yambo

Am Sonnabend, 27. Januar und Sonntag, 28. Januar, finden in Erinnerung an Opfer des Nationalsozialismus Gedenktage in Itzehoe statt. Das diesjährige Motto beider Veranstaltung lautet: „Nie wieder ist jetzt!“
Organisator der Gedenkveranstaltung am Sonntag ist der Kursus „Erinnerungskultur“ des Sophie-Scholl-Gymnasiums Itzehoe. Die Schüler der 9. Klassen planen den Tag seit November eigenständig. Kursleiter Jan Wiebe (41) begleitet das Vorhaben.
Zum ersten Mal findet am Sophie-Scholl-Gymnasium der Kurs „Erinnerungskultur“ statt. Die 21 Schüler haben im Zuge des Wahlpflichtkurses den Gedenktag organisiert. Für die Planung der Veranstaltung haben die Schüler Komitees gebildet, beispielsweise Öffentlichkeitsarbeit oder Werbung. Lehrer Jan Wiebe hat sich aus der Planung herausgehalten – die einzige Vorgabe war, dass der Gang zum Mahnmal stattfinden sollte.
Noam Heeschen (15) aus dem Komitee Öffentlichkeitsarbeit ist von der Aktion beeindruckt. Er sagt dazu: „Das selbstständige Arbeiten war mal ganz was anderes. Sachen organisieren und dann noch eine öffentliche Veranstaltung planen, war echt super.“ Gruppenmitglied Carl-Lewin Ostwald (15) pflichtet seinem Mitschüler bei. Er ist auch nachhaltig von dem Kurs „Erinnerungskultur“ begeistert: „Das Organisieren hat schon mehr Spaß gemacht als normaler Unterricht, und man war trotzdem produktiv“, sagt er.
Kursteilnehmer Nils Thom (15) ist sehr zufrieden mit der eigens geplanten Veranstaltung. Er habe über die Veranstaltungsplanung hinaus auch persönlich einiges gelernt. Der Neuntklässler sagt dazu: „Vorher wusste ich gar nicht so richtig, wofür das Mahnmal steht. Jetzt könnte ich es anderen Menschen gut erklären.“
Auftakt der Gedenkveranstaltung ist das Treffen am Mahnmal an der Ecke Schumacherallee/Breitenburger Straße. Dort hält Magdalena Diodati, die Schulleiterin des Sophie-Scholl-Gymnasiums, eine Begrüßungsrede für die Anwesenden.
Die Hauptrede der Veranstaltung spricht Katharina Trebitsch. Sie ist die Tochter des ersten Mahnmal-Initiators in Nordeuropa, Gyula Trebitsch. Nach ihrer Rede wird zu Ehren der Opfer der NS-Zeit ein Kranz am Itzehoer Gedenkort niedergelegt. Die Gedenkveranstaltung endet in der St.-Laurentii-Kirche. In der Itzehoer Innenstadtgemeinde betet Pastorin Wiebke Bähnk Fürbitten.
Auch Monika Heinold richtet Grußworte an die Anwesenden der Veranstaltung. Die Finanzministerin und stellvertretende Ministerpräsidentin von Schleswig-Holstein hatte sich persönlich angekündigt, musste wegen einer Verletzung jedoch den Besuch absagen. Itzehoes Bürgermeister Ralf Hoppe wird an der Veranstaltung teilnehmen und ebenfalls Grußworte sprechen.
Am Sonntag können Interessierte bereits ab 12 Uhr eine Führung am Geschichten-/Galgenberg besuchen. Der Grabhügel wurde einst als „Germanengrab“ für NS-Propaganda missbraucht. Ingo Lafrentz von der Arbeitsgemeinschaft Mahnen, erzählt von der nationalsozialistischen Vergangenheit des Ortes. Dabei wird er von Christian Jansen, Lehrer für Geschichte am SSG, begleitet. Die Veranstaltung kann ohne Anmeldung besucht werden.
Der internationale Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus findet am Sonnabend, 27. Januar, statt. Zu diesem Anlass findet in der Innenstadtgemeinde St. Laurentii eine Gedenkveranstaltung statt. Sie reiht sich in die bundesweiten Protestwochen gegen Rechts ein und die Veranstalter nutzen auch den Slogan „Niemals wieder ist jetzt“.
Journalist und Autor Michael Legband wird anlässlich des Jahrestags der Auschwitz-Befreiung eine Rede beitragen. Das Thema seiner Rede lautet „Mahnmäler sind Narben unserer Geschichte und haben uns viel zu sagen“. Dabei, so Legband, wolle er von zwei Mahnmalen in Steinburg sprechen.
Das Itzehoer Mahnmal sei dank Gyula Trebitsch das älteste Mahnmal Nordeuropas und zugleich ein Zeichen für jüdisches Leben nach 1945 in Deutschland. Das jüngste Mahnmal sei dank des Journalisten und Autoren Niklas Frank, Sohn des nationalsozialistischen Kriegsverbrechers Hans Frank, entstanden. Es steht in Ecklack, dem Wohnort des Autors.